In den Fünfziger- und Sechzigerjahren greifen ehemalige Bauhaus-Architekten und ihre Schüler grundlegende Gedanken der Moderne wieder auf.
Verwaltungsgebäude der Vereinigten Seidenwebereien Krefeld, erbaut 1951-1956, Architekt Egon Eiermann. Das Gebäude ist ab 1981 von der Stadt Krefeld als Technisches Rathaus genutzt worden. Nun ist die Nutzung durch die Stadtverwaltung Krefeld ausgesetzt. Die vernachlässigte Sanierung lässt zeitgemäßes Arbeiten der Mitarbeiter nicht mehr zu. Gesucht wird jetzt ein privater Investor.
Textilingenieurschule Krefeld (heute FH Niederrhein, Fachbereich Design)
(1955-1958, Architekt Bernhard Pfau)
"Ein Raumschiff aus der Zeit von Captain Kirk und Mr. Spock scheint da am Frankenring 20 gelandet und vergessen worden zu sein. Das futuristisch anmutende Bauwerk war zwischen 1951 und 1954 als Textilingenieurschule errichtet worden und gehört seit 1970 zur Hochschule Niederrhein. Die Stadt wurde damals in Architektenkreisen in einem Atemzug mit avantgardistischer Architektur genannt, während die Krefelder selbst die modernen Bauten ablehnten. Franz Lorscheidt zeichnete für den ersten Bauabschnitt verantwortlich, den Auftrag für den zweiten und dritten gewann in einem beschränkten Wettbewerb Bernhard Pfau, der für die Originalität seiner oftmals mit dem Material Glas spielenden Entwürfe und die oftmals verborgenen Konstruktionsprinzipien seiner Bauten bekannt ist.
Die in der Ausschreibung geforderte Veränderbarkeit aller Schulräume brachte den Architekten auf seine findige Konstruktion. »Bei Pfau entwickelt sich das Design immer aus der Konstruktion«, stellt Pfau-Fachmann Marcus Wrede in einem Vortrag 2012 fest. So leitet die bis auf ein schmales Fensterband geschlossene, von einer grünlichen Glashaut umfasste Fassade des langen Gebäudeflügels die Studenten an, sich in ihre Studien zu vertiefen. Zum hellen Innenhof hin öffnet sich der Bau. Als gewollten Kontrast stellt Pfau ihm das mit eloxiertem Aluminium verkleidete Auditorium auf vier Betonsockeln zur Seite. Mit der Wahl von Glas und Aluminium reagierte Pfau auf den Materialmangel der Nachkriegszeit, in der jedoch Arbeitskräfte noch so vergleichsweise günstig waren, dass man sich aufwendige Fassadenverkleidungen leisten konnte.
Die dringend erforderliche Sanierung des Gebäudekomplexes stellt eine Herausforderung dar, auch weil Details heute nicht mehr rekonstruierbar sind. [...]"
(kultur-in-krefeld.de)
Haus Vogelsang
"Das Landhaus Vogelsang wurde für den Krefelder Textilingenieur Richard Vogelsang in den Jahren 1949/50 nach den Plänen des Düsseldorfer Architekten Bernhard Pfau errichtet. Der schlichte zweigeschossige Flachdachkubus wurde als vorstädtisches Gartenwohnhaus konzipiert und löste bei seiner Errichtung kontroverse Diskussionen aus. Das Gebäude ist zur Straßenseite hin kubisch und kompakt ausgebildet, löst sich jedoch zur Gartenseite hin zunehmend auf und öffnet sich somit zum Freien hin.
Der winkelförmige Grundriss enthält großräumige verglaste Wohnräume mit nach Süden und Osten vorgelagerten Terrassen. Die im Obergeschoss mit der Dachterrasse verbundene Loggia ist heute durch eine großformatige Verglasung geschlossen. Die Treppenhausbelichtung ist flächenbündig zur Fassade mit hochrechteckigen Glasbausteinen ausgeführt.
Die seinerzeit ebenfalls durch Pfau geplanten Einbauten in Form von Einbauschränken und Raumteilern sind weitgehend im Original erhalten und vermitteln so einen authentischen Einblick in die Sicht- und Lebensweise dieser Zeit.
Das im Volksmund als "Weißer Traum" bezeichnete Gebäude ist ein wichtiges Zeugnis der „modernen Sachlichkeit“, die in der noch konservativ geprägten Nachkriegszeit an die Tradition des Bauhauses anknüpfte.
Das Gebäude wird nach der mit Landesmitteln geförderten Gesamtsanierung 2006/2007 durch Wrede Architekten aus Düsseldorf weiterhin als Wohnhaus genutzt."
(www.baukunst-nrw.de)
Gesamtschule Kaiserplatz (vormals Mädchenrealschule Marianne-Rhodius)
Baujahr 1955/56, Turnhalle und Nebenräume mit Laubengang 1959/60, Erweiterungen 1973
Architekt Hans Volger (1904−1973) für das Städtische Hochbauamt Krefeld
"„Kein Lehrpalast (…), sondern eine Versammlung von Hütten (…) kein Stapel von Geschossen, sondern ein Gelege von Gehäusen; kein Lern-Industriebau, sondern ein Werkstätten-Gehöft“ (Hans Schwippert, 1960). Als der ehemalige Bauhäusler Hans Volger die Schule für ca. 900 Schüler am Kaiserplatz plante, ließ er sich wie sein Kollege Schwippert, Architekturprofessor und Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, von modernen skandinavischen Schulbauten wie jenen von Arne Jacobsen inspirieren. Er folgte damit aber auch den Ideen des Neuen Bauens, die bereits in den 1920er-Jahren die Bedürfnisse nach frischer Luft, Sonne, Hygiene und Bewegung im Grünen befriedigen sollten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang im modernen Schulbau die Abkehr vom düsteren „Kasernenstil“ und damit von militärisch geprägten pädagogischen Konzepten zugunsten einer aufgelockerten Pavillonarchitektur mit vielen Fenstern. Volger selbst wünschte sich eine „Heimschule“ mit „Heimklassen“, in denen Lehrer und Schüler zusammen wohnen und lernen. [...]
Die gesamte Schule wurde aus Fertigbetonteilen errichtet, nur die Decken wurden vor Ort gegossen. Die Tragekonstruktion ist an der Fassade nachvollziehbar. Fensterbänke, Pfeiler, Stürze und Unterzüge sind in körnigem Beton und heben sich daher von den Wandausfachungen aus braunem Ziegelmauerwerk ab. Leichtigkeit entsteht durch die kleinformatigen Kuben der Klassenpavillons, durch Lochmotive in den Balkonbrüstungen und Umfassungsmauern sowie durch die Verwendung dunkel gefasster bodentiefer Fenster (sie wurden leider durch geteilte weiße Fenster ersetzt) in Verbindung mit Bändern aus kleineren quadratischen Fenstern." (www.architekturguide-krefeld.de)